
Juri.
Juri ist ein armes Schwein. Denn er hat das zu tun, was andere ihm sagen. Gut, könnte man meinen, irgendwie ist in jedem von uns etwas Juri. Doch die Sache hier ist anders gelagert. Der Reihe nach. Telefon. Es meldet sich eine männliche Stimme. Distanziert, doch nicht unhöflich. Es bestehe Interesse am angebotenen Lada Samara (Freunde wissen, dass sie OLGA heißt). Erste Informationen werden ausgetauscht. Die Ernsthaftigkeit wird durch eine zeitnahe Terminvereinbarung untermauert. Freitag Nachmittag also. Wie so oft.
Treffpunkt Bahnhof. Der Österreichische Fahrzeughandel schreibt SERVICE groß. Kunden werden da noch vom Bahnhof abgeholt. Mit einem klassischen Mini zum Beispiel. Das ist rein staturtechnisch riskant. Und könnte gründlich daneben gehen. Aber Juris Stimme klang bereits am Telefon relativ schlank. Der Eindruck bestätigte sich dann alsbald. Es geht gemeinsam stadtauswärts. Salzburg auf dem Weg ins Wochenende. Gespräche gestalten sich, sagen wir, geringfügig aufwändig. Juri spricht kaum Deutsch.
Nun dann. Angekommen. Bei unserer völkerverbindenden OLGA. Das Objekt der Begierde aus der Garage gefahren. Der Motor muss warm werden. Meint Juri. Am Stand. Ohne Kat. Klar. Die Nachbarschaft langsam aber sicher auf dem Rückzug von Balkon und Terrasse. Das zieht sich. Letztlich ein Handschlag. Verkauf. Erledigt, könnte man meinen. Wäre da nicht noch die Kleinigkeit eines Kaufvertrages. Welcher in Österreich eine andere Bedeutung hat als in Georgien.
Der seriöse Gebrauchtwagenhändler stellt die Identität des Käufers fest. Schließlich soll ein Name im Kaufvertrag stehen. Hinter welchem sich im Idealfall eine Person verbirgt. Eine echte. Das ist jetzt der Moment, an jenem der Boxer ohne Namen in Erscheinung tritt … Juri telefoniert. Bereits zum wiederholten Male. In seiner Sprache. Offensichtlich mit jener Person, der die Lada tatsächlich käuflich erwerben möchte. Ein georgischer Boxer ohne Namen, der in Wien soeben seinen Sparingpartner maltretiert und sich eine Jugenderinnerung zurückholen möchte. Die Fragen häufen sich. OLGA wird plötzlich durchleuchtet wie ein Neuwagen. Diesen Anspruch kann und will sie nach 30 Jahren nicht mehr erfüllen. Letzter Versuch, eine amikale Lösung zu finden. Gutes Zureden. Juri – der mit allem Nötigen ausgestattet ist, um den Kauf abzuschließen, nämlich Reisepass und Geld – solle den Wagen ankaufen und dann in der Folge weiterverkaufen. Er verweigert. Drückt mir stattdessen sein Handy in die Hand. Irgend so eine Sumsumwey-Gurke. Wie ich es liebe. Der Boxer am Rohr. Meint, er sei jetzt mit dem Training fertig und wäre in 3 bis 4 Stunden da. Er wickle das jetzt selber ab. Degradiert seinen Abgesandten zur überflüssigen Randerscheinung.
Unsympathisch. Letztlich führt die Frage nach dem Kilometerstand – und vor allem die Art und Weise, wie sie gestellt wurde – zum Verhandlungsaus. Es hat alles seine Grenze. In diesem Falle war es eine des Misstrauens. Juri wird der Weg zur Bushaltestelle erklärt. Er geht. Ist gewohnt, das zu tun, was man ihm sagt. Armes Schwein. Leid könnte er einem tun.
Und OLGA. OLGA wird rund drei Wochen später einen jungen LADA-Enthusiasten finden, dessen Frau nicht überglücklich ist.
Aber das ist eine andere Geschichte …
So etwas wird man im Zusammenhang mit einem Golf VII wohl nie erleben …
Besondere Autos – besondere Geschichten.
0815 ist da nicht die Zahlenkombination der Stunde 😉
Ja und nein 😉
Da fällt mir noch die Geschichte von Jana* (Name geändert) aus Weißrussland ein. Sie hat sich für einen CITIGO (soweit zum Thema Golf VII) interessiert … coming up next. Perhaps …